Aktionärsbrief

SEHR GEEHRTE AKTIONÄRINNEN UND
AKTIONÄRE

Das Geschäftsjahr 2020 zeichnete sich trotz Corona-Pandemie durch einen höheren Umsatz, ein erneut verbessertes Betriebsergebnis sowie einen ebenfalls klar über dem Vorjahreswert liegenden Nettogewinn aus. Auch der Bestellungseingang konnte trotz der Herausforderungen gesteigert werden. Mit einem frühzeitig implementierten und umfassenden Krisenmanagement wurde den Auswirkungen der Corona-Pandemie wirksam entgegengesteuert. Der Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden und ihrer Familien sowie der Kunden und Partner hatte dabei jederzeit Priorität.

Unterschiedlich rasche Markterholung

Vorübergehende Lockdowns in allen Teilen der Welt prägten das gesamte Berichtsjahr. Die asiatischen Märkte, allen voran China, aber auch Zentralasien, erholten sich am schnellsten. Auch das europäische Geschäft gewann wieder an Dynamik und hatte für uns interessante Aufträge zur Folge. Die USA waren im Berichtsjahr relativ stark von einer wirtschaftlichen, coronabedingten Abschwächung betroffen und erholten sich erst gegen Ende des Berichtsjahres langsam.


Ton Büchner
Präsident des Verwaltungsrates


Marcel Pawlicek
CEO

Gruppe:
Weiter gesteigerte Profitabilität

Trotz Corona-Pandemie konnte der Bestellungseingang der Gruppe im Geschäftsjahr 2020 mit CHF 676.6 Mio. gegenüber dem Vorjahr um 11.4% gesteigert werden (8.5% vor der Akquisition von Arkos Field Services, kurz Arkos, und des Kompressorgeschäfts von The Japan Steel Works, kurz JSW). Der Umsatz betrug im Berichtsjahr CHF 658.6 Mio. oder 4.6% mehr als im Vorjahr (1.6% vor den Akquisitionen). Der Bruttogewinn nahm um 10.9% auf CHF 166.2 Mio. zu, woraus eine höhere Bruttogewinnmarge von 25.2% resultierte (Vorjahresperiode 23.8%).

Das gruppenweite Betriebsergebnis (EBIT) stieg auf CHF 60.8 Mio. (Vorjahr CHF 54.8 Mio.) an, was einer EBIT Marge von 9.2% entspricht (Vorjahr 8.7%). Der Nettogewinn der Gruppe lag bei CHF 47.2 Mio. und übertraf damit den Vorjahreswert von CHF 39.9 Mio. um deutliche 18.4%. Durch die verbesserten finanziellen Resultate und die vollständige Übernahme der restlichen Anteile an Shenyang Yuanda Compressor im Januar 2021 stieg das den Aktionären der Burckhardt Compression Gruppe zustehende Ergebnis pro Aktie markant von CHF 9.56 auf CHF 13.00.

Der Vertriebs- und Verwaltungsaufwand betrug CHF 93.1 Mio. (14.1% des Umsatzes). Trotz des Einbezugs von 12 Monaten Arkos Field Services (im Vorjahr nur 4 Monate) betrugen diese CHF 0.1 Mio. weniger als im Geschäftsjahr 2019. Der Forschungs- und Entwicklungsaufwand stieg aufgrund der höheren Anzahl an Projekten, unter anderem für zukunftsweisende Anwendungen wie Wasserstoff-Mobilität und -Energie sowie neue Marine-Lösungen, um CHF 4.8 Mio. auf CHF 15.4 Mio. Der sonstige betriebliche Ertrag lag mit CHF 3.1 Mio. um CHF 5.6 Mio. unter dem Vorjahreswert, was vor allem auf Währungseinflüsse und tiefere Staatssubventionen in China zurückzuführen ist.

Ende März 2021 lag die Bilanzsumme bei CHF 797.5 Mio. oder im Vergleich zu Ende März 2020 (Abschluss Geschäftsjahr 2019) um 9.7% tiefer. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf eine Verringerung des Sachanlagevermögens und der Vorräte zurückzuführen.Die Nettofinanzposition betrug Ende Berichtsjahr CHF –82.4 Mio. (Ende Geschäftsjahr 2019 CHF –91.7 Mio.). Der durch Kundenanzahlungen überfinanzierte Anteil der angefangenen Arbeiten verbesserte sich auf CHF 11.5 Mio. (Ende März CHF –47.0 Mio.). Die Eigenkapitalquote verringerte sich auf 27.5% (Vorjahr 36.0%) vor allem durch die Elimination der Minderheitsanteile aus dem Erwerb der restlichen 40% an Shenyang Yuanda Compressor und der Goodwill-Verrechnung aus der Akquisition des JSW Kompressorgeschäfts.

Systems Division:
Höherer Bestellungseingang, gesteigerter Umsatz und deutlich mehr EBIT

Nach einem schwachen ersten Halbjahr legte der Bestellungseingang der Systems Division in der zweiten Jahreshälfte deutlich zu, so dass er gesamthaft auf CHF 404.6 Mio. zu stehen kam (+12.0%, kein akquisitorischer Einfluss). Dies wird eine deutlich stärkere Auslastung im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2021 zur Folge haben. Aufgrund des hohen Arbeitsvorrats der vergangenen Jahre nahm der Umsatz im Berichtsjahr um 5.5% zu (kein akquisitorischer Einfluss) und betrug CHF 409.8 Mio. Der Bruttogewinn erhöhte sich um 38.1% auf CHF 59.1 Mio., was einer Bruttogewinnmarge von 14.4% entspricht (Vorjahr 11.0%, inkl. letztmaliger Zusatzkosten im LNGM-Geschäft). Die Division erzielte im Berichtsjahr eine gegenüber dem Vorjahr (1.7%) mehr als verdoppelte EBIT-Marge von 3.9%. Wie erwartet lag diese in der zweiten Jahreshälfte deutlich unter jener des ersten Halbjahres.

Services Division:
Höherer Bestellungseingang und Umsatz, leicht geringerer EBIT

Der Bestellungseingang der Services Division stieg auf CHF 272.1 Mio. respektive um 10.5% gegenüber dem Vorjahr (Anstieg um 3.1% vor Akquisitionen), in dem das Kompressorgeschäft von JSW noch nicht und Arkos erst vier Monate konsolidiert waren. Wie bereits im Halbjahresbericht erwähnt, enthält der Bestellungseingang mehrere Grossaufträge im Bereich Engineering/Revamp/Repair sowie einen Auftrag für eine 10-jährige Servicekooperation im Marinegeschäft. Die coronabedingten Reiserestriktionen hinterliessen vor allem im ersten Quartal des Geschäftsjahres deutliche Spuren, insbesondere in den Bereichen Field Service sowie der Auslastung der Service-Centers durch teilweise vorübergehende Schliessungen. In den USA hat sich das schon vorher ungünstige wirtschaftliche Umfeld aufgrund von Corona weiter verschlechtert und führte zu einem deutlichen Nachfragerückgang im angestammten Geschäft von Arkos; ihr Downstream-Geschäft hingegen konnte leicht ausgebaut werden.

Der Umsatz der Services Division wuchs um 3.1% (–5.1% vor Akquisitionen) auf CHF 248.8 Mio. Wie erwartet stiegen die Gewinnmargen in der zweiten Jahreshälfte im Vergleich zu den ersten sechs Monaten wieder an, konnten aber nicht an das Vorjahresniveau anschliessen. Der Bruttogewinn blieb mit CHF 107.1 Mio. praktisch unverändert (Vorjahr CHF 107.0 Mio.). Die Bruttogewinnmarge reduzierte sich, hauptsächlich wegen der Margenverwässerung durch die Konsolidierung von Arkos, von 44.3% auf 43.0%. Der um CHF 3.5 Mio. reduzierte EBIT beinhaltet einen negativen Beitrag von Arkos von CHF –2.0 Mio.. Die EBIT-Marge ging von 22.7% auf 20.6% zurück, hauptsächlich aufgrund des coronabedingt tieferen Umsatzes vor allem in den Bereichen Field Service sowie der teilweise vorübergehenden Schliessung der Service-Centers und daraus folgend einem entsprechend tieferen Bruttogewinn sowie einer geringeren Kapazitätsauslastung.

Akquisitionen

Die organisatorische Integration von Arkos Field Services befindet sich trotz der coronabedingten Einschränkungen auf Kurs. Nebst strukturellen Anpassungen wurden zwei ungenügend ausgelastete und wenig profitable Standorte geschlossen. Arkos wird das Downstream-Geschäft weiter ausbauen, um damit die Profitabilität zu verbessern. Im Ergebnis der Tochtergesellschaften in den USA ist ein Beitrag aus den staatlichen Unterstützungsprogrammen, die wegen des Coronavirus errichtet wurden, berücksichtigt.

Nachdem Ende September 2020 wie geplant das neue Werk von Shenyang Yuanda Compressor in Shenyang, China, fertiggestellt werden konnte, übernahmen wir im Februar 2021 die verbleibenden Anteile von Shenyang Yuanda Compressor, womit das Unternehmen nun eine vollständige Tochtergesellschaft ist. Der Führungswechsel verlief reibungslos, ebenso die weitere operative Integration in die Managementorganisation für China sowie die globale Organisation.

Am 21. April 2020 schlossen wir die Akquisition des globalen Kompressorgeschäfts von JSW ab. Die Integration befindet sich in der Schlussphase.

Hauptanwendungsgebiete und Innovationen

Die Bereiche Petrochemie/chemische Industrie, Gastransport und -lagerung sowie Industriegas inkl. Wasserstoff Mobilität und -Energie haben sich erholt und wieder das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreicht. Wir verbuchten im Berichtsjahr ausserdem weitere Bestellungen im Marinebereich LNGM und LPGM und erzielten erste Erfolge mit dem neu entwickelten, kompakten Marinekompressor.

Die Aktivitäten im Bereich Wasserstoff nahmen im Berichtsjahr stark zu, womit dieses Anwendungsgebiet für uns eine immer bedeutendere Rolle einnimmt. So konnten bereits einige Aufträge im Bereich Wasserstoff-Mobilität und für Energieanwendungen eingeschrieben werden.

Forcierte Digitalisierung

Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung weiteren Schub gegeben. So wurden im Berichtsjahr erstmals Kundenabnahmen per Videoübertragung realisiert. Wegen der Reiserestriktionen führten unsere Ingenieure die nötigen Tests der Kompressoren in der Werkstatt durch, und die Abnahmeinspektoren beurteilten die Ergebnisse anschliessend per Videoübertragung. Burckhardt Compression hat im Berichtsjahr zudem einen “Remote Support” entwickelt und bei einem ersten Kunden in Betrieb genommen. Ab 2021 wird der Service vollständig in das Leistungsportfolio integriert. Kunden können damit via Hololens, einer Augmented-Reality-Brille, oder per Tablet, bei explosionsgefährdeten Umgebungen auch ATEX-geprüft, Unterstützung von einem unserer Experten anfordern. Dieser leitet die Unterhalts- Crew vor Ort an und gibt präzise Instruktionen zu den nächsten Arbeitsschritten. Auch dieser Service unterstützt die Kunden dabei, jederzeit und von überall auf unser Experten-Know-how zurückgreifen zu können. Die Nachfrage nach digitalen Services wächst zunehmend, und wir werden diese weiter ausbauen.

Erweiterter Fokus auf Nachhaltigkeit und ESG

Burckhardt Compression bekennt sich zu einem konsequenten und umfassenden Engagement für Nachhaltigkeit, was sowohl in den strategischen Vorgaben als auch im operativen Geschäft zum Ausdruck kommt. Wir sind uns unserer ökonomischen, sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst. Aktuell erarbeiten wir eine Nachhaltigkeitsstrategie für die kommenden Jahre. Basierend auf der Materialitätsanalyse werden die bisherigen Ziele, die sich hauptsächlich auf die Verbesserung des Produktportfolios, der Dienstleistungen und der Attraktivität als Arbeitgeber konzentrierten, ergänzt und erweitert. Der nächste Geschäftsbericht wird erstmals eine überarbeitete und nach internationalen Standards gegliederte Berichterstattung zur Nachhaltigkeit unter Berücksichtigung verschiedener ESG-Ratings (Environmental, Social, Governance) enthalten.

Ausblick für das gesamte Geschäftsjahr 2021

Basierend auf den erwarteten Auslieferungsterminen aus dem Bestellungseingang der Geschäftsjahre 2019 und 2020 erwarten wir aus heutiger Sicht für das gesamte Geschäftsjahr 2021 auf Gruppenstufe einen Umsatz von CHF 620 Mio. bis CHF 650 Mio. und im Vergleich zum Vorjahr leicht höhere Gewinnmargen. Dies unter der Voraussetzung, dass keine weiteren schwerwiegenden Corona-Ausbrüche in den für Burckhardt Compression relevanten Märkten zu verzeichnen sind und sich die Wirtschaft weiterhin erholt.

Aufgrund der Verteilung des Bestellungseingangs im Geschäftsjahr 2020 in der Systems Division wird der Umsatz in 2021 in der zweiten Jahreshälfte stärker sein. Da die Corona-Pandemie den Bestellungseingang im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2020 massgeblich beeinflusst hat, wird der Umsatz für den gleichen Zeitraum in 2021 tiefer ausfallen.

In der Services Division rechnen wir für das Geschäftsjahr 2021 aufgrund von Lockerungen der Reiserestriktionen mit einem höheren Bestellungseingang sowie mit mehr Umsatz. Vor allem die Bereiche Field Service und die Service Centers werden besser ausgelastet sein, und die Profitabilität von Arkos wird sich weiter verbessern.

Mittelfristplan 2018 bis 2022

Unter der Voraussetzung, dass keine weiteren schwerwiegenden Corona-Ausbrüche in den für Burckhardt Compression relevanten Märkten zu verzeichnen sind und sich die Wirtschaft weiterhin erholt, hält Burckhardt Compression weiterhin an dem für das Geschäftsjahr 2022 angestrebten Umsatzziel von CHF 700 Mio. und einer EBIT-Marge zwischen 10% und 15% fest. Wir gehen von einer Verschiebung des ursprünglich angenommenen Umsatzsplits der beiden Divisionen in dem Sinn aus, dass der Anteil der Systems Division jenen der Services Division übertreffen wird.

Dividende

Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung eine auf CHF 6.50  erhöhte Dividende pro Aktie vor (Vorjahr CHF 6.00), was einer Ausschüttungsquote von 50.0 % (Vorjahr 62.8%) des Nettogewinns pro Aktie entspricht. Wegen der Absicht, die Eigenkapitalquote künftig zu stärken, liegt die Ausschüttungsquote am unteren Ende des Zielbandes von 50% bis 70%.

Dank

Ein grosses Dankeschön gebührt zuallererst unseren Mitarbeitenden rund um die Welt. Das Berichtsjahr stellte sie angesichts der Corona-Pandemie über das Tagesgeschäft hinaus vor ausserordentliche Herausforderungen und verlangte ihnen höchste Flexibilität ab, um unsere Kunden möglichst ohne Einschränkungen zu bedienen. Wir möchten auch allen unseren Aktionärinnen und Aktionären sowie unseren Kunden für ihr Vertrauen danken.

Freundliche Grüsse

Ton Büchner
Präsident des Verwaltungsrates

Marcel Pawlicek
CEO

Winterthur, 1. Juni 2021